Das Eigene erleben Menschen in der Regel als „das Normale“ und „das Vertraute“, während das Fremde erst einmal „das Andere“, „das Neue“, „das Ungewohnte“ ist. Begegnungen mit unbekannten, fremden Situationen und Menschen werden nicht selten als bedrohlich und beängstigend empfunden. Es besteht die Sorge, dass der Bereich des Bekannten und Vertrauten erschüttert werden könnte. Abgrenzung oder gar massive Angstabwehr sind die Folge. Beim LadenGespräch ging es wesentlich um die kritische Betrachtung der eigenen Haltung "Fremdem/Fremden" gegenüber, um Hintergründe, emotionale Blockaden, aber auch um die Chancen, die in der Begegnung mit Fremden liegen, um die Frage, wie mit „dem Fremden“ respektvoll, differenziert und für beide Seiten fruchtbringend umgegangen werden kann. Verschiedene Texte/Sprichwörter (einige davon im Anschluss abgedruckt) unterstützten den Gedankenaustausch:
- "Jeder der nicht du selbst bist, ist ein Fremder."
- "Als mein gelber Wellensittich aus dem Fenster flog, hackte eine Schar von Spatzen auf ihn ein, denn er sang wohl etwas anders und war nicht so grau wie sie, doch das geht in Spatzenhirne nicht hinein." (Gerhard Schöne)
- "Solange du dem anderen sein Anderssein nicht verzeihen kannst,
bist du noch weit ab vom Wege der Weisheit." - "Ein Fremder ist ein Freund, den man nur noch nicht kennt." (Irisches Sprichwort)
- "Gibst du fremden Hunden Brot, werden dich bald deine eigenen fressen." (Bulgarisches Sprichwort)
- "Auf Reisen in fremde Länder lernt man nicht nur die Ländern kennen,
sondern auch sich selbst." (Tibetisches Sprichtwort) - "So sagen sie: mein Leben, meine Frau,
mein Hund, mein Kind, und wissen doch genau,
dass alles: Leben, Frau und Hund und Kind
fremde Gebilde sind, daran sie blind
mit ihren ausgestreckten Händen stoßen." (Rainer Maria Rilke) - "Wenn du unter Fremden bist,
singe nicht allein, sondern mit im Chor." (Afrikanisches Sprichwort) - "Wer das Recht des Fremden verletzt, der verletzt das Recht Gottes." (aus dem Talmud)